Kunst & Kultur
GALLERYTALK
Die Pandemiezeit ist vorbei, aber nicht das Interesse an virtuellen Galerien.
Gallerytalk ermöglicht es, Künstler:innen aus aller Welt ihre Werke digital auszustellen und Gäste aus nahen und fernen Ländern einzuladen.
Wir haben mit einem Start-Up gesprochen, das vom WAVELAB ausgesucht wurde. Hier sind Raphael Herkommer und Johannes Rieger.
- Was war Eure Motivation, Gallerytalk.io zu entwickeln?
Einige meiner Freunde sind Künstler, und als sie die ersten Prototypen unserer digitalen Räume gesehen haben, kam die Frage auf: „Könnten wir da auch unsere Bilder ausstellen?“ Das war der Startschuss.
Im Gespräch wurde schnell klar, wie schwierig es für viele Künstler ist, ihre Werke sichtbar zu machen. Galerievertretungen sind für die meisten unerreichbar, und Ausstellungsflächen, die man sich leisten kann, sind oft nicht ideal – sei es wegen der Lage, des Zustands oder der begrenzten Verfügbarkeit. Dazu kommt der logistische Aufwand, Kunstwerke physisch zu transportieren.
Für Kunstinteressierte ist es oft genauso schwer, Kunst wirklich zu erleben, vor allem, wenn sie nicht in großen Städten wohnen. Wir haben uns gefragt, wie man diese Hürden abbauen kann. Unser Ziel ist es, Kunst zugänglicher und persönlicher zu machen – für Künstler und für Kunstliebhaber. In unseren Galerien können Künstler ihre Arbeiten präsentieren und direkt mit ihrem Publikum in Kontakt treten, von Angesicht zu Angesicht. Wir glauben, dass Kunst auch im digitalen Raum so lebendig sein kann wie in der realen Welt – nur mit ganz anderen Möglichkeiten.
2. Für wen ist die Plattform gedacht und was bietet Sie für Funktionen?
Unsere Plattform richtet sich an zwei Gruppen: Künstler und Kunstinteressierte. Für Kunstinteressierte bieten wir die Möglichkeit, Galerien von Künstlern aus der ganzen Welt zu erkunden – vom erfahrenen Profi bis zum aufstrebenden Talent. Man kann die Galerien frei erkunden oder an geführten Ausstellungen teilnehmen, bei denen der Künstler selbst durch seine Werke führt. Alles, was man dafür braucht, ist ein Smartphone oder ein Computer.
Für Künstler ist GalleryTalk ein einfach zugänglicher und flexibler Ausstellungsraum, den sie selbst gestalten können. Sie können live mit Besuchern sprechen, Eröffnungen planen und ihre Kunst so präsentieren, wie sie es für richtig halten – und das zu einem Bruchteil der Kosten, die mit physischen Ausstellungen verbunden sind. Das Besondere ist die persönliche Interaktion: Wenn jemand die Galerie betritt, kann der Künstler entscheiden, ob er spontan dazukommen und ein Gespräch starten möchte. Wir schauen auch immer, was brauchen die Künstler um erfolgreich zu werden? Wenn sie bspw. Rat brauchen bei der Gestaltung ihrer digitalen Galerie oder Ausstellung, können Sie auf Kuration aus unserem Netzwerk zugreifen.
3. Ihr habt die Plattform vor etwa 5 Wochen gelauncht und habt schon 400+ Gallerien online. Gib uns doch bitte ein paar Beispiele, auch gern von Gesprächen, die Du mit den Künstler:innen hattest.
Die Gespräche mit den Künstlern haben uns einen tiefen Einblick in ihre Herausforderungen gegeben. Eine Künstlerin erzählte uns, dass sie ihre Werke zu einer Pop-up-Ausstellung geschickt hatte, die nicht verkauften Bilder aber nie wieder bei ihr ankamen. Ein anderer Künstler sprach davon, wie schwierig es ist, überhaupt von Galerien wahrgenommen zu werden – viele reagieren nicht einmal auf Bewerbungen. Online geht man in den Feeds oft unter, zwischen Werbung, generierten Inhalten und Bots.
Was wir aber auch hören, ist die Begeisterung für die Möglichkeiten, die digitale Flächen bieten. Einige waren so begeistert von ihrer Galerie, dass sie ein kleines Video für Ihre Follower auf Social Media erstellt und geteilt haben. Solche Rückmeldungen und Reaktionen motivieren uns natürlich extrem. Künstler sehen, dass sie jetzt einen Raum haben, der unabhängig von weltlichen Grenzen funktioniert. Wir wollen ihnen zeigen, dass sie ihre Kunst auf eine Art und Weise präsentieren können, die vorher in dieser Einfachheit und Zugänglichkeit nicht möglich war.
4. Wie schaut es aus, wenn sich VR Headsets weiter verbreiten? Kann man sich auch in VR bei Euch treffen?
Wir sind grundsätzlich bereit für VR, aber unser Fokus liegt momentan klar darauf, die Plattform für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. VR ist spannend, keine Frage, wir machen uns gerade Gedanken über Navigation und Steuerung, um auch in diesem Bereich das Erlebnis so intuitiv wie möglich zu gestalten. Aber es ist uns wichtig, die Einstiegshürden niedrig zu halten – schließlich soll Kunst für alle zugänglich sein, daher ist VR für uns ein zukünftiges Add-on, keine Voraussetzung.
5. Und habt Ihr auch vor, KI gestützte Tools zu entwickeln oder setzt Ihr auf menschliche Führungen und Begegnungen?
Beides schließt sich für uns nicht aus. KI kann eine großartige Unterstützung sein, um Künstlern Aufgaben abzunehmen – zum Beispiel bei der Gestaltung ihrer Galerien. Für Besucher kann KI das Erlebnis noch informativer oder überraschender machen.
Gleichzeitig sehen wir die persönliche Begegnung als zentralen Bestandteil von GalleryTalk. Kunst lebt vom Austausch, vom Gespräch. Deshalb ist KI für uns eher ein Werkzeug, um Künstler und Besucher zu unterstützen, nicht zu ersetzen. Es bleibt spannend, wie sich dieser Bereich entwickeln wird.