Training & Education
Fünf Fragen in die junge Praxis der GIM-Ausbildung
Daß junge Menschen sich zur/zum “Gestalter:in immersive Medien” (“GiM”) ausbilden lassen können, ist seit August letzten Jahres möglich.
Wie fühlt es sich an, wenn man sich als einer der ersten in diesem neuen Beruf ausbilden läßt, den noch niemand vorher absolviert hat?
Wir haben mit Marcus Sandreuther, der gerade im ersten Lehrjahr ist, und mit seiner Ausbilderin Daniela Köhler (Leitung der Agentur BESONDERS SEIN) gesprochen.
1_Wie seid Ihr auf die Möglichkeit dieser Ausbildung gekommen und aus welchen Gründen konntet Ihr Euch jeweils entscheiden, diese neue Ausbildung zu machen (Marcus Sandreuther) bzw Marcus als idealen ersten Auszubildenden dafür einzustellen (Daniela Köhler)?
Marcus: Während meiner Freizeit habe ich schon in der Schulzeit an kreativen Projekten gearbeitet, habe mich dort viel im Bereich Videobearbeitung sowie Webentwicklung oder Zeichnen ausprobiert. Als ich dann nach meinem Schulabschluss eine Ausbildung in dem Bereich gesucht habe, bin ich zu BESONDERS SEIN gekommen, wo ich ein dreimonatiges Probepraktikum und eine Einstiegsqualifizierung (Sozialpflichtiges Praktikum mit Aussicht auf eine Ausbildung) abgeschlossen habe.
Der Vorschlag für diese neue Ausbildungsrichtung kam vom Betrieb. Ich habe tatsächlich schon selbst etwas Erfahrung durch mein eigenes VR-Headset; und da ich auch gerne in meiner Freizeit VR-Games spiele und in 3D-Engines wie Unity etwas experimentiert habe, entschied ich mich für den GiM.
Daniela: Marcus hatte sich für ein Praktikum bei uns beworben und wurde dann übergangsweise für eine Einstiegsqualifizierung weiterhin als Praktikant eingestellt, weil seine Ausbildung erst einige Monate später begann. Zu dem Zeitpunkt war noch geplant ihm die Ausbildung zum Mediengestalter digital und print zu ermöglichen. Erst beim Infoabend in der Berufsschule 6 in Nürnberg wurde ich aufmerksam auf den neuen Ausbildungsgang. Weil Marcus genau in dem Bereich der Animation, Videobearbeitung und VR seinen Schwerpunkt sieht, haben wir uns kurzerhand entschlossen, diese Ausbildung anzubieten.
2_Welche Inhalte, die in der Ausbildung gelehrt werden, ergänzen die Praxisanforderungen in der Agentur ? Passen die Aufgaben der Berufschule und Aufgaben in der Agentur gut zusammen?
Daniela: Der Ausbildungsgang ist sehr auf Video ausgerichtet – weniger auf Webentwicklung und gar nicht auf Print. Bei uns im Unternehmen kann Marcus aber in alle dieser Bereiche hineinschnuppern und sich langfristig auf einen Bereich spezialisieren, oder auch ein Allrounder bleiben. Diese Aufgaben hat Marcus bisher bei uns gemacht:
- Erstellung von Content für verschiedenste Projekte: Websites, Videos, Social-Media, etc.
- Videos schneiden/animieren, Motion Design
- Sound-Design für Videos
- Webentwicklung, WordPress-Pflege, Layout-Erstellung für Websites
- 2D-Animation für Videos (Kurze Zeichentrick-Sequenzen)
- 3D-Animation für Videos & interaktiv (Für einen Kunden: Motion-Design Rendering im 3D-Programm „Blender“ für Social-Media-Beiträge und Messen)
Marcus: Es kommt auf das Thema an: Da wir als Gestalter für immersive Medien im ersten Ausbildungsjahr sowieso den gleichen Lehrplan haben wie die Mediengestalter für Bild/Ton, heißt das, dass wir erstmal auch viele Themen von diesem Beruf lernen.
Dabei bekomme ich auch Aufgaben für z.B. Kameraeinstellungen oder Akustik, welche bisher noch nicht in der Praxis vorkamen. Themenbezogenes Wissen für die Post-Produktion, was ich unter anderem auch in Praxisstunden des Unterrichts lernen konnte, kann ich allerdings hier bei BESONDERS SEIN direkt in meine Aufgaben einfließen lassen. Beispiele hierfür wären der Videoschnitt oder die Audiobearbeitung.
3_Kann Marcus Dinge, die am Lehrplan stehen, direkt in der Agentur-Praxis üben oder machst Du, Marcus, eigene Projekte dafür? Welche Inhalte wünscht Ihr Euch, die seitens der Berufschule weiter ausgebaut werden sollten? Findet Ihr den momentanen Aufbau gut, paßt es zum Workflow der Agentur?
Marcus: Aufgaben wie Video- und Audiobearbeitung konnte ich schon gut in der Agentur-Praxis umsetzen und es macht mir auch sehr Spaß, da ich hier schon einiges an Erfahrung mitgebracht habe.
Auch setzen wir bei BESONDERS SEIN experimentellere Projekte um, die nicht so stark im aktuellen Lehrplan behandelt werden. Zum Beispiel habe ich für einen Kunden ein Motion Design Rendering für eines seiner Produkte im 3D-Programm „Blender“ umgesetzt, welches dann für die Website sowie Social-Media Beiträge oder auf Messen des Kunden verwendet wurde. Aktuell setze ich ein 2D-Zeichentrick Projekt für eine Social-Media Werbung um, oder erstelle Website-Layouts und setze diese dann auch in der Webentwicklung zu einer richtigen Seite um.
Was mir konkret noch etwas fehlt, ist der Bereich Animation und Motion Design, also wie 2D- bzw. 3D-Animationen erstellt werden, wie z.B. Zeichentrick früher analog erstellt wurde, wie sich das entwickelt hat oder wie heutzutage 2D-Animationen digital erstellt werden, etc. Dieses Thema finde ich persönlich ziemlich spannend und würde da noch mehr Ausbau sehr begrüßen; vor alle, da ich auch in der Praxis in der Agentur viel mit Animation zu tun habe. Ich habe aber auch schon gehört, dass das Thema in den nächsten Ausbildungsjahren speziell bei den Mediengestaltern aus unserer Klasse vorkommen wird.
Daniela: Im Sinne der zukünftigen Möglichkeiten im Bereich XR sollten hier besonders die Softwareauswahl und -features gelehrt werden, so dass die Mediengestalter fit sind, um derartige Projekte zu bearbeiten.
4_Wie ist der Austausch mit den anderen Auszubildenden in der Berufschule? Sind die Ausbildungsplätze und damit Eure ersten Lehrjahre vergleichbar? Oder sehr verschieden? Könnt Ihr Euch gegenseitig helfen/ gut gemeinsam lernen oder tüfteln? Bekommst Du neue Anregungen von Deinen Mitschüler:innen?
Marcus: Nach meinen ersten acht Blockwochen kann ich nur sagen: Ich hatte selten so eine nette und motivierte Klasse! Zwar ist der Austausch mit den Schülerinnen und Schülern meistens nur in den Wochen während der Berufsschule möglich, da die meisten mit dem Zug anreisen müssen. Aber es macht insgesamt sehr Spaß zusammen zu lernen bzw. an Praxisübungen zu arbeiten.
Wir hatten z.B. eine Gruppenarbeit, bei der wir einen Bericht erstellt haben: In der praktischen Übung haben einige Gruppenmitglieder ihre Fähigkeiten im Umgang mit Kamera oder Ton eingebracht. Andere haben dann wiederum die Postproduktion übernommen, wo ich mich dann ebenfalls einbringen konnte.
5_Lieber Marcus, was findest Du besonders spannend jetzt im ersten Lehrjahr und auf was freust Du Dich im zweiten Lehrjahr?
Marcus: Ein Vortrag war sehr spannend, den letztens ein Referendar gehalten hat, der im Bereich VR/XR studiert hat und bei uns einen Tag lang zu Gast war. Er hat etwas über die Geschichte vor VR-Headsets und immersive Welten vorgetragen und auch, was Immersion überhaupt bedeutet und wie man Immersion erreicht.
Und auf genau dieses Thema freue ich mich auch schon im zweiten Ausbildungsjahr: Ich finde das Thema sehr faszinierend und freue mich auch schon, zu lernen wie man immersive Welten mit 3D-Engines wie z.B. “Unity” oder “Unreal Engine” erstellt, auch konkret im Zusammenhang mit dem Thema Gaming bzw. Gamification. Dazu bekommt die Berufsschule auch eine Handvoll VR-Headsets und es werden gerade schon speziell Räume dafür umgebaut.
Marcus und Johanna trafen sich zusätzlich auf VR-Chat, unterhielten sich und spazierten durch Räume, die Marcus ausgesucht hatte.
Hier ein kleiner optischer 2D-Einblick in dieses Interview in 3D-VR Format, bei dem wir auch ein paar Selfies per Avatar, gemacht haben 😉 .
Und hier ist nun das Gespräch als Video.
Wer nicht so viel Zeit hat, kann hier einen kleinen Teaser sehen: