
Kunst & Kultur
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Fünf Fragen an Brigitte Haas-Gebhard und Julia Landgrebe
von der Archäologischen Staatssammlung (ASM)
Die Archäologische Staatssammlung hat 2024 das „Spiel der Schlange“ als Augmented Reality Game entwickelt im Rahmen des Förderprogramms kultur.digital.vermittlung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst.
Protagonistin des Spiels ist die Schlange Sisssi (mit 3 S geschrieben!), die die Spielenden dazu verführt, ihr bei der Suche nach ihrem verlorenen Schatz zu helfen, mit dessen Hilfe sie aus dem Museum entkommen könnte. Doch Vorsicht ist geboten: Schlange Sisssi ist eine listige Schlange.
Wir interessieren uns dafür, wie das Spiel bei den jungen Besuchenden ankommt, für die es konzipiert ist, wie das Projekt entstanden ist und ob andere Museen von den Erfahrungen profitieren können.
Dazu haben wir mit Brigitte Haas-Gebhard und Julia Landgrebe von der Archäologischen Staatssammlung dazu gesprochen. Los geht’s.
01. Wie ist es zu dieser Protagonistin gekommen? Wer hatte die Idee, das Museum oder Fluxguide, die das Spiel entwickelt haben?
Die Idee kam aus dem Team der ASM: Schlangendarstellungen gibt es aus allen Epochen der Vorzeit. Die Schlange ist ambivalent, sie kann in der Antike durchaus auch positiv besetzt sein. Sie ist ein erdverbundenes Tier und schien uns deshalb auch gut zur Archäologie zu passen. Fluxguide hat sehr viel Mühe darauf verwandt, die Schlange nicht furchterregend erscheinen zu lassen, immerhin haben ca. 25 % der Mitteleuropäerinnen und Mitteleuropäer eine Schlangenphobie. Orientiert hat man sich an Disney-Darstellungen.
Der Name Sisssi ergab sich aus dem S-Laut und der wunderbaren Zusammenarbeit zwischen einem Münchner Museum und einer Wiener Firma.
02. Welche Gründe gibt es, der Schlange helfen zu wollen? Und wie kann man ihr helfen? Und wo zeigt sich ihr Wankelmut/ ihre Uneinschätzbarkeit, von der man spricht?
Die Schlange verführt dazu, ihr bei der Suche nach ihrem verloren gegangenen Schatz zu helfen. Dazu müssen verschiedene Aufgaben erfüllt werden: Als wertvolle Helfer erweisen sich zwei Römer, die den Spielerinnen und Spielern zur Seite gestellt werden Zu den Aufgaben zählen einfache Quizfragen, aber auch Geschicklichkeitsspiele sowie ein Shootergame. Auch ein Vandalenkönig bekommt seinen pompösen Auftritt. Ist der Schatz dann einmal gefunden, offenbart sich die Ambivalenz der Schlange – aber da wollen wir nicht zu viel verraten.
03. Welche Erfahrungen haben Sie von Herbst 2024 bis jetzt gemacht? Wie wird das extra zu buchende Angebot angenommen? Machen ganze Familien mit oder nur die Kinder? Wie war das gedacht und würden Sie sagen, dass das Konzept aufgeht?
Das Angebot wird sehr gut angenommen – und zwar nicht nur von Jüngeren! Wir sehen die unterschiedlichsten Besuchergruppen, die das allein oder gemeinsam spielen. Wir hatten es zwar für eine jüngere Zielgruppe angedacht, aber freuen uns, dass wir nun alle damit abholen – auch die Großeltern mit ihrem Enkelkindern!
Das Spiel dauert 60 Minuten und bislang haben es alle durchgespielt. Schließlich wollen ja alle wissen, wie es am Ende um Sisssi bestellt ist. Alle sind so in das Spiel vertieft, dass die Zeit kaum eine Rolle spielt. Wir haben uns gezielt gegen ein Zeitlimit im Spiel (Exit-Strategie) entschieden – die einzige zeitliche Begrenzung ist somit unser Buchungssystem. Denn aufgrund der beengten Platzverhältnisse und der langen Ladezeit werden maximal 15 Tablets gleichzeitig ausgegeben, immer um eine halbe Stunde versetzt. Gestartet sind wir mit sechs.
04. Gibt es Erfahrungen, ob die Kinder sich die verpackten Infos zu den Exponaten merken? Und sind die Besucher:innen auch interessiert an den Exponaten, die gerade nichts mit dem Spiel zu tun haben?
Ob die Infos gemerkt werden, haben wir bislang nicht kontrolliert und können das nur hoffen! Öfters haben wir die Bemerkung gehört, wir kommen wieder, weil wir uns die ganze Ausstellung auch noch genauer ansehen wollen. Einige Wiederholungstäter waren auch schon im Haus!
05. Für andere Museen, die sich überlegen, ein ähnliches Angebot für ihre Sammlung zu kreieren: welche Tipps würdet Sie geben?
Ganz wichtig: Keine Angst zu haben vor einer Vereinfachung wissenschaftlicher Fakten. Es geht ja darum, auf Augenhöhe alle abzuholen und für die Themen unseres Hauses zu begeistern. Was wäre da besser geeignet, als den Spieltrieb mit Wissenszuwachs zu kombinieren? Wichtig ist auf jeden Fall, die technischen Möglichkeiten vorher genau zu prüfen (stabiles W-Lan!), das Aufsichtspersonal gut zu schulen, damit diese im Notfall weiterhelfen können. Ein generelles Out-of-the-box-Denken schadet nicht! Die historischen Exponate müssen ja trotz Faktenbezug auf ein unterhaltsames Level gebracht werden.
Wir haben mit der Firma fluxguide zusammengearbeitet, und die Zusammenarbeit war sehr gut. Das Konzept wurde in mehreren Workshops und wöchentlich stattfindenden Treffen in enger gemeinsamer Zusammenarbeit zwischen Firma und Team erarbeitet, die technische Umsetzung hat fluxguide dann eigenständig durchgeführt. Wir können solch ein Projekt nur empfehlen!
Hinweise zur Buchung:
Buchbar ist das Spiel über buchung@archaeologie.bayern.
Kosten: 7 € pro Person (inkl. Museumseintritt), auch sonntags.
Keine Ermäßigungen. Angelegt ist es als Singleplayer-Game, auf Anfrage aber auch für Kleingruppen buchbar. Mehr infos gibt es hier..
Das Projekt wurde im Rahmen des Programms kultur.digital.vermittlung des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst unterstützt.
Unter diesem Link ist auch ein Video über das Spiel zu finden: