Kunst & Kultur

ARtenschutz <-> Kreativ


Projektskizzen zwischen Medien-/KunstPädagogik und Umweltbildung

Mit dem Artensterben gefährden wir unsere Lebensgrundlage in einem kollabierenden Ökosystem – kommen wir gemeinsam mit den Bienen, Insekten und dem Ökosystem auch als Menschheit an unsere Grenzen? Wie das existentielle Thema Artensterben auch gestalterisch und spannend via Gamification und Storytelling erschlossen werden kann, wird im vorliegenden Beitrag deutlich. Via Augmented Reality und gestalterische Weiterentwicklung kann Umweltbildung im Sinne der Achtsamkeit für die Umwelt und Wissen um ein sensibles Ökosystem interaktiv und inspirierend aufbereitet werden.

Installation ARtensterben (Adobe Aero, Procreate) Bäck, 2023
 Setting: Bibliothek Pädagogik/Psychologie (LMU München)

Der Beitrag zeigt konkrete Projekte für Familien, insbesondere auch Kinder und Jugendliche, aber natürlich auch Erwachsene und Medien-/KunstPädagog:innen auf. Ihr bekommt einen Überblick zur Bandbreite von Apps und vielfältige Projektideen, um das Thema Artenschutz kreativ zu erschließen.

In Insects & Us (ios/android) stehen sehen wir ein stilisierten Ökosystem zwischen realistischer Darstellung und Comic Style aus der Vogelperspektive eingeblendet und tauchen über Audio-Stories mit Expert:innen zum Thema Artenschutz ein (Prof. Anne Sverdrup-Thygeson, Norwegian University of Life Sciences.). Die App wurde u.a. vom FilmFernsehFonds Bayern gefördert (FFF).

Im Projekt MOOSAIK (LRZ, Lea Weil u.a.) werden Wiesenbrüter und Moorpflanzen im Ökosystem Moor lebendig erfahrbar. Wir erfahren im Projekt auch einiges über bedrohte Moorpflanzen wie Trollblumen oder Wiesenknopf. Die 360° Version des Projekts ist als Bildungsangebot auch empfehlenswert – warum nicht gemeinsam mit Avataren durchs Moor spazieren? (SocialVR-Platform Mozilla Hubs). Denkbar wären neben der Erkundung auch die Challenge, einen Avatar zu gestalten, der das Thema Artenschutz aufgreift – und z.B. einen roboter-style Avatar mit einem All-over Look bedrohter Pflanzenarten zu designen.

Das Thema Bienen und Gamification wird über eine Reihe von Apps umgesetzt. In BeeActive (ios/android)in Kooperation mit dem Imker Florian Schimpf und Prof. Jürgen Tautz (Julius-Maximilians-Universität Würzburg) platzieren wir via Augmented Reality einen Bienenstock in der Umgebung und können über eine KI gestützte App zur Pflanzenbestimmung (Flora Incognita) Pflanzen in der Umgebung im Kameramodus scannen und passende Blüten für Bienen bestimmen. Schaffen es die Gamer:innen, die virtuellen Bienen am Leben zu halten? (App-Design: 91Intercative/Gefördert durch die Bayerische Sparkassenstiftung). Grundlage zu Artenschutz und -bedrohung sind u.a. die Datenbank BiolFlor, die auch für weitere Recherchen und andere Projekte spannend sein könnte.

Ein weiteres Bildungsangebot zu ARtenschutz mit besonders vielschichtigen Bildungsgelegenheiten ist die WWF Forests App (ios/android). In der App können unterschiedliche Waldarten via Augmented Reality eingeblendet werden. Auch vom Aussterben bedrohte Tiere und Insekten sind hautnah zu erleben. Wir sehen einen Tiger vor uns zwischen den Blättern auftauchen, ein Stumpfnasenaffe klettert in die Höhe – dort flattert ein Schmetterling und Dschungelatmosphäre breitet sich mit einer passenden Soundscape im Raum aus. Auch vielschichtige Ursachen von Waldsterben werden unmittelbar erfahren und gemeinsam mit können in der Rolle als Pfadfinder:in gemeinsam erarbeitet werden. Abschließend dürfen Nutzer:innen via Augmented Reality in ihren eigenen vier Wänden einen eigenen Wald mit Schmetterlingen, Baumarten u.a. gestalten.

Bildung und Gestaltung zu Artenschutz verbinden sich in der App mit ganz besonders reichhaltigen Informationen zum Ökostystem Wald und Naturschutz. Auch hier sind weiterführende Gestaltungsideen möglich. Ein Screenshot mit einem Lieblingsbaum könnte weiterbearbeitet und als Memoryspiel wieder ausgedruckt werden.  Auch eine Waldwanderung und Recherche vor Ort wäre hier denkbar. Eine andere Projektskizze in Richtung App-Design wäre folgender Auftrag: Wie würde eine App mit heimischen Wäldern aussehen? Welche spielerischen Elemente wären neu denkbar? Für die Umsetzung stehen eine Reihe von Baukästen mit Möglichkeit für niedrigschwelliges Gestalten und Teilen eigener AR-Gestaltungskonzepte zum Thema ARtensterben bereit u.a. der AR-Baukasten Adobe Aero oder Cospaces.edu.

In einer weiteren App von WWF: Free Rivers (ios/android)wird das Ökosystem Fluss und die Themen nachhaltige Energiegewinnung anschaulich vermittelt – welche Konsequenzen haben Wasserkraft oder Windräder auf das Ökosystem? Am Ende können wir auch in einem Mini Game in der App mit wenig Geschick ein Boot durch den Fluss auf der via AR eingeblendeten Landschaft navigieren. Beide Apps greifen stark Gamification-Elemente auf – im Gegensatz zu Bee Active werden allerdings keine Blüten bzw. Bäume aus der reellen Umgebung einbezogen, aber verstärkt virtuelle Dimensionen ergänzt.

Die App Dawn Chorus (ios/android) verbindet dagegen gleichermaßen Gestaltung via Augmented Reality, eine Schnittstelle zur Ein- und Ausgabe – im Sammeln von Vogelstimmen und Zusammenführung in einer kollektiven Datenbank. Für intensive Farbmalerei via AR ist das Feature SonicFeather (Marcel Karnapke, Mika Johnson) ganz besonders beeindruckend. Das Projekt wurde von BIOTOPIA – Naturkundemuseum Bayern und der Stiftung Kunst und Natur, mit Unterstützung der Max-Planck-Gesellschaft umgesetzt – Projektpartner sind u.a. der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (App-Design: Natural Apptitude/Coreo). Als Impuls ausgehend von Dawn Chorus: Wie viele Vogelstimmen könnt ihr bis zum Tag der Artenvielfalt am 22.5.2023 sammeln? Welche Orte in München könnten möchtet ihr mit Farbmalerei bespielen – und findet ihr dort auch Vogelstimmen?

Die Raupe Nimmersatt in der Augmented Reality Version soll abschließend als Beispiel für Möglichkeiten zum Thema ARtenschutz und Gestaltungsprojekte für frühkindliche Bildung genannt werden. In der App Meine Kleine Raupe AR (ios/android) blickt uns die virtuelle Raupe Nimmersatt mit Kugelaugen im Kameramodus an, krabbelt quer über den Boden zu den obligatorischen Früchten (Apfel, Birne Pflaume…), und dann auch über ein großformatiges Zeichenpapier, welches bereitgelegt wird und auch als Projektionsfläche für AR (Tablet/idealerweise inkl. Halterung) dienen kann. Als Konzept für Elementarpädagogik könnte nach dem Explorieren der App dann auch auf dem Papier während AR-Einblendung eifrige Finger und Wachsmalkreiden hinterher flirren und den Projektionen via AR in haptischer Zeichnung nachspüren. Es eröffnet sich damit eine Methode in der sowohl digitale als auch reale Darstellungsformen und Abbildungen erkundet werden könnnen. Ein Besuch des Botanischen Gartens Nymphenburg und die vielfältigen familienorientierten Veranstaltungen im Rahme des diesjährigen Flower Power Festivals (Malen wie Monet, Dipl.-Biol. Getraud Beck/MPZ) wäre eine weitere Inspiration passend zum Thema Artenschutz in Kunst und Umweltbildung. Der Besuch der Ausstellung Flowers Forever (Hypokunsthalle) mit Tamiko Thiels` Augmented Reality Projekt Waldwandel oder Miguel Chevalier`s raumgreifenden Projektion EXTRA-NATURAL würde sich gleichermaßen zum Thema Artenschutz und MedienKunst als inspiration für eigene Projekte anbieten.

Collage ARtensterben (Procreate, Bäck 2023)

Abschließend gibt es für Euch noch eine Reihe von Projektideen für medien- kunstpädagogische Kreativprojekte rund um ARtenschutz:

  • Welche Artenvielfalt gab es früher im Vergleich zu heute? Wie könnten diese via AR visualisiert werden?
  • Wie können künstlerische Positionen zum Anthropozän bzw. Post-anthropozän – im Sinne eines Zeitalters in dem der Mensch (noch?) einen dominanten geophysikalischen Einfluss auf das Erdsystem hat weiterentwickelt und via AR kreativ interpretiert werden – als Installation, als Bild oder Performance im hybriden Raum? (Welsch, 2019)
  • Comic ARtenschutz – Gestaltet eine Comicfigur zum Thema Artenschutz & Insekten / Pflanzen Eurer Wahl. Ihr könnt diese dann auf dem Balkon oder in Zimmerpflanzen via Augmented Reality platzieren
Wer sitzt da auf den Orchideenblättern?
Ein Comic in AR inspiriert durch die gefährdete Orchideenart – das Breitblättrige Knabenkraut –
(Adobe Aero/Procreate, Bäck 2023)

Augmented Reality ist ein Medium, das das Thema Artenschutz sichtlich neu begreifen lässt. Die Projektideen eröffnen neue Wege zur Überbrückung haptisch-realer und digitaler Erfahrungswelten.

Viel Spaß bei der Umsetzung bei Euch zuhause  bzw. in schulischen und außerschulischen Anwendungsfeldern. 


Über den Autor

Geschrieben von:

Reginas Forschungsschwerpunkte sind Medien-/Kunstpädagogik und Sozialpädagogische Handlungskontexte. Sie beschäftigt sich mit Fragen Digitaler Transformation in Bildungskontexten und partizipativer Teilhabe der Mitgestaltung dieser. Ihre Themen sind u.a. MedienKunstPädagogik unter Einbezug von Augmented und Virtual Reality sowie Kryptotechnologie und -kunst. Mehr unter: https://www.reginabaeck.de/

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